Bei einer Veranstaltung der bayrischen Industrie- und Handelskammern BIHK Anfang Dezember in Nürnberg, an der ich im Namen der UECC teilnahm, konnten sich Teilnehmer über den Stand zum Brennertransit und den Massnahmen anlässlich der in 2025 anstehenden Sperrung der Luegbrücke entlang der Brennerroute informieren.
Die Fachleute aus Logistik, der IHK-Verkehrsausschüsse, der alpenländischen Wirtschaftskammern und leider weing Politik suchten den Dialog um über die drängenden Probleme im Alpentransit zu sprechen.
Der Vorsitzende des DIHK-Verkehrsausschusses Georg Dettendorfer legte in seiner Einführung zum Thema auch als betroffener Unternehmer seinen Schwerpunkt auf die Suche nach Lösungen, nicht nach neuen Losungen. Der Zustand der Infrastruktur, besonders auf Straßen, Schienen und Brücken, sei katastrophal. Die Politik, die diese „30 Jahre lang kaputtgespart“ habe, müsse jetzt handeln.
Auch von jenseits der Alpen kam die Warnung aus Bozen von der Chamber of commerce of Bolzano/Bozen über die wirtschaftliche Bedeutung des Brennerverkehrs. „Wenn die Politik weiter nichts tut, schlittern wir ins Chaos“, warnte Thomas Baumgartner. Fahrverbote, Baustellen und Blockabfertigungen beeinträchtigten massiv den Verkehr, der 70% des Exports aus Italien betreffe.
Aus Österreich versuchte der Chef der ASFINAG Stefan Siegele die Anwesenden zu beruhigen, dass durch ein neues Konzept eine Vollsperrung der Lueg-Brücke vermieden werde, doch diese ist ab
Januar 2025 bis Ende der Baustelle um etwa 2030 nur einspurig befahrbar. An 170 Tagen gibt es Zweispurigkeit, mit einem augeklügelten “Kreuzungs”-plan, wobei pro Jahr anlässlich des grossen Ansturms je nach Richtung ein 15 Tage Lkw-Fahrverbot nicht vermieden werden kann. https://www.asfinag.at/luegbruecke
Der Ruf nach einer Lösung war von der Wirtschaft zu hören auch wenn höhere Korridor-Kosten bzw. ein Slot-System für Lkw-Fahrten zwar eine Möglichkeit sei, aber weiter von der verladenden Kundschaft mit Skepsis begegnet würde. Rebecca Kirschbaumer von der Wirtschaftskammer Tirol betonte, wie schwierig Vorschläge die zwischen Ökonomie und Ökologie abw¨gen müssten, politisch durchsetzbar seien.
Auch Vertreter aus Slowenien und der Schweiz nahmen teil, und zeigten eventuelle Ausweichrouten mit dem LKW durch die Schweiz oder Slowenien auf. Die Erläuterung der InfraGO zum Status Quo des Nordzulauf zeigten auf, dasss zwar der Brennerbasistunnel zum 2032 fertiggestellten sein soll, aber dass eine Bahnlösung aus Norden nicht vor 2040 erwartet wird. Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland und Frankreich zeigt zumindest auf den Routen für Güterzüge durch die Schweiz noch verbleibende Kapazitäten, zu den auf dieser Transitstecke höhreren Kosten. Alternative Routenvorschläge von Katja Stadler von der AHK Slowakei (German-Slovak Chamber of Commerce) unter dem Motto: „Besser einen Umweg fahren als sechs Stunden im Stau stehen.“
Bei diesen Herausforderungen träumt Martin Ausserdorfer, Aufsichtsratsmitglied des Brenner Basistunnel, weiter von einer stärkeren Harmonisierung bzw. europäischen Eisenbahnen, die es schneller und nicht erst in 2040 Personen ermöglichen könnten die 430 km Strecke von München nach Verona in 2.5 Stunden zu bewältigen, und den Güterverkehr ebenfalls prioritisieren würden.
Doch die Fortschritte in Deutschland bleiben schleppend. „2032 wird der Tunnel stehen“, versicherte Ausserdorfer. Konsens herrschte darüber, dass ohne ein gemeinsames Konzept und Dialog der Alpenländer die Wirtschaft in Europa nicht vorankommen werde. Aus der Sicht der in Nürnberg vertretenen europäischen Handelskammern für Verkehrsfragen (UECC) ist: „Die Zeit für einen besseren Dialog reif.“
Berichtet von Malik ZENITI (UECC).
German-Italian Chamber of Commerce (AHK Italien), Handelskammer Deutschland-Schweiz, ADAC Südbayern e.V., Bayernhafen GmbH & Co. KG IHK Würzburg-Schweinfurt, IHK Aschaffenburg, IHK zu Coburg, IHK für Oberfranken Bayreuth, Chamber of Commerce and Industry for Lower Bavaria, IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, IHK Schwaben, IHK Nürnberg für Mittelfranken
Kernaussagen:
- Infrastrukturprobleme: Georg Dettendorfer (DIHK-Verkehrsausschuss) kritisierte den katastrophalen Zustand der Straßen, Schienen und Brücken sowie die jahrzehntelange Vernachlässigung durch die Politik.
- Brennerverkehr: Thomas Baumgartner (Kammer Bozen) warnte vor Chaos im Transitverkehr, das 70 % des italienischen Exports betreffe.
- Baumaßnahmen an der Luegbrücke: ASFINAG-Chef Stefan Siegele stellte ein Konzept vor, das eine Vollsperrung vermeidet, aber bis 2030 erhebliche Einschränkungen (einspurige Verkehrsführung) mit sich bringt.
- Alternative Lösungen: Vorschläge wie höhere Korridorkosten, Slot-Systeme für Lkw und Ausweichrouten durch die Schweiz oder Slowenien stießen auf Skepsis. Langfristig wird der Brennerbasistunnel als Lösung gesehen, doch eine vollständige Bahnanbindung wird frühestens 2040 erwartet.
- Europäische Zusammenarbeit: Es herrschte Einigkeit, dass eine bessere Harmonisierung der europäischen Eisenbahnen und ein intensiver Dialog zwischen den Alpenländern notwendig sind, um die Wirtschaft nicht zu gefährden.
Die Veranstaltung zeigte die Dringlichkeit gemeinsamer Lösungen für den Alpentransit und den Bedarf an verstärktem Dialog und Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Verkehrsexperten.